Die erste Reise führt die Odyssey of the Seas von der Meyer Werft in Papenburg zur Nordsee. Dort wird das Schiff weiter erprobt und auf die Übergabe an die amerikanische Reederei Royal Caribbean International vorbereitet.
Bildergalerie: Odyssey of the Seas
Papenburg. Viele Wochen wurde die Odyssey of the Seas nach dem Ausdocken aus dem überdachten Baudock am Ausrüstungskai der Meyer Werft auf die Emsüberführung vorbereitet. Die Corona-Pandemie und der daraus resultierende verschobene Termin der Übergabe des Schiffes waren die Ursache dafür, dass das Schiff so lange im Hafen der Werft lag. Am 27.02.2021 gegen 04:00 Uhr ertönte das Typhon des Kreuzfahrtschiffes und es setzte sich langsam in Bewegung.
Das Schiff manövrierte mit Hilfe zweier Schlepper rückwärts in Richtung Dockschleuse. Die Dockschleuse trennt den Hafen der Meyer Werft von der Ems und ist das erste Nadelöhr, dass das neue Kreuzfahrtschiff bewältigen muss. Während der ersten Reise des Schiffes muss die Odyssey of the Seas verschiedene Nadelöhre passieren. Dazu gehören die Weener Brücke, die Jann-Berghaus-Brücke in Leer und das Emssperrwerk in Gandersum. Bei der Durchfahrt durch die Schleuse verbleiben dem Schiff nur wenige Meter Platz zwischen Schiffswand und Schleuse. Die Schiffsführung auf der Brücke des Schiffes steuerte den Giganten sicher durch die Dockschleuse. Die gesamte Durchfahrt des über 347 Meter langen und 41,4 Meter breiten Schiffes durch die Schleuse wird in Schrittgeschwindigkeit vollzogen und dauert ungefähr eine Stunde.
Die Dockschleuse ist mit Rollfendern ausgestattet. An diese Fender wird das Schiff mit der Backbordseite gelegt. Es wird also im Prinzip durch die Schleuse gerollt. Das ganze geschieht sehr langsam mit ca. 0,7 km/h. Auf der anderen Seite des Schiffes vergrößert sich dadurch der Abstand zur Schleusenwand auf ungefähr zwei Meter. Bei einem Schiff mit über 340 m Länge ist das nicht viel.
Die Passage der Dockschleuse gehört mit zu den schwierigsten Manövern der Überführung. Direkt hinter der Schleuse befindet sich auch noch die erste Flussbiegung, die die nächste große Herausforderung darstellt. Das gesamte Überführungsteam der Lotsenbrüderschaft Emden trainierte dieses spannende Manöver vorab am Simulator, um so noch besser vorbereitet zu sein. Wie schon bei den Überführungen zuvor, legte auch die Odyssey of the Seas die Emspassage rückwärts zurück, wodurch eine bessere Manövrierfähigkeit gewährleistet wird.
Am Heck des Schiffes ist eine Adapterplatte befestigt. Dort wird die Odyssey of the Seas direkt mit einem Schlepper verbunden. Am Vorschiff befindet sich ein Ponton in den der Bug des Schiffes geschoben wird. Auch hier wird ein Schlepper fixiert. Der Schlepper am Vorschiff wird quer befestigt und schiebt die Odyssey of the Seas während der Überführung über die Ems. Der ganze Schleppverband ist durch diese Weise kürzer als wenn man die Schlepper auf die herkömmliche Art mit Leinen fest machen würde. Ein dritter Schlepper begleitet den Schleppverband und wird als sogenannter „Notschlepper“ eingesetzt.
Am Deich befinden sich aufgrund der Uhrzeit und der Pandemie nur sehr wenige Leute. Es sind aber deutlich mehr Menschen als bei der Überführung der IONA im Frühjahr 2020. Die Iona war das erste Kreuzfahrtschiff das unter Corona-Bedingungen ohne die gewohnten „Sehleute“ am Deich die Meyer Werft verließ.
Langsam schiebt sich die Odyssey of the Seas weiter über die Ems in Richtung Weener. Die Dämmerung setzt ein und anstatt eines schönen Sonnenaufganges gibt es immer mehr Nebel.
Das erleuchtete Kreuzfahrtschiff auf der Ems ist immer wieder ein Erlebnis. Während die paar Menschen die mit mir dort am Deich gestanden haben schon längst wieder gegangen sind, genieße ich die Stille und das langsam um die Biegung des Flußes fahrende Schiff.
Nachdem es hell geworden zog es sich zunächst immer weiter zu. Kurz vor der Brücke in Weener verschwand die Odyssey of the Seas fast vollständig im Nebel.
Die Odyssey of the Seas hat nun noch viele Kilometer bis nach Emden vor sich. Dort wird das Schiff dann gedreht und die Schlepper werden gelöst. Dann geht es vorwärts weiter in Richtung Nordsee.