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Meyer Werft feiert 225 Jahre Schiffbau

Vor 225 Jahren wurde das Schiffbauunternehmen in Papenburg gegründet. Noch heute befindet sich das mittlerweile in siebter Generation geführte Familienunternehmen in Papenburg. Die MEYER WERFT zeigt zum Jubiläum damals wie heute Pioniergeist und gilt als Technologieführer im Kreuzfahrtschiffbau.

Am 28.01.1795 schloss Willm Rolf Meyer den Kaufvertrag über ein Grundstück am Papenburger Hauptkanal ab. Das als „Thurmwerft“ bekannte Grundstück war der Ort an dem die „Papenburg“ gestanden hat, die Burg nach der die Stadt Papenburg benannt wurde. Hier gründete Willm Rolf Meyer seine Schiffswerft und begann mit dem Bau von Holzschiffen.

Als Joseph Lambert Meyer 1872 die Geschäftsführung übernahm herrschten schwierige Zeiten. Den unter der Wirtschaftskrise leidenden Werften in Papenburg ging es schlecht. Joseph Lambert Meyer war klar das die Zukunft der Schifffahrt dem Eisenschiffbau gehörte. Mit dieser Erkenntnis stieß er bei den Papenburgern aber auf Unverständnis. Trotzdem ließ er sich von seinen Visionen nicht abbringen und lieferte mit der „Triton“ 1874 den ersten Passagierdampfer aus Eisen ab. Diese Form des Schiffbaus setzte sich durch und seit diesem Zeitpunkt wurden fast ausschließlich Eisenschiffe bei Jos. L. Meyer gefertigt. Der Übergang zum Eisenschiffbau war verbunden mit der Einführung der Dampfmaschine und dem arbeitsteiligen maschinellen Fabrikbetrieb.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges war die Werft zerstört. Die anschließende schwere Zeit war vom Wiederaufbau geprägt. Es waren wohl die schwersten Jahre der Werft. Mit einem gemeinsamen Kraftakt der Belegschaft und der Geschäftsführung gelang der Aufbau und es wurden wieder Schiffe gebaut.

Die Spirit of Discovery wird aus dem überdachten Baudock der Meyer Werft gezogen
Foto: Björn Haß

In den 1950er Jahren übernahmen Joseph-Franz Meyer und Godfried Meyer die Geschäftsführung der Werft. Sie bewiesen kaufmännisches Geschick und erschlossen neue internationale Märkte. Mittlerweile baute die Werft verschiedene Schiffstypen für ihre Kunden. Die immer größer werdenden Schiffe brachte die Werft an logistische Grenzen. Die ständig wachsenden Schiffseinheiten verlangten eine Vergrößerung der Werftanlagen. Die Werft wurde erweitert und es wurden neue Docks und eine Schiffbauhalle gebaut. Trotzdem war die maximale Größe der Schiffe begrenzt und es wurde immer schwieriger die Schiffe durch die schmale Eisenbahnbrücke in Richtung Ems zu bekommen.

Als Joseph-Franz Meyer im März 1974 den Auftrag über sechs große Gastanker für eine sowjetische Reederei erteilt bekam, war klar, dass diese Schiffe nicht durch die schmale Brücke passen würden. Es musste eine schnelle Lösung her. Man entschied sich dazu mit der gesamten Werft umzuziehen. In Verhandlungen mit der Stadt wurde ein passendes Gelände an der Ems unmittelbar hinter der Seeschleuse gefunden, dem heutigen Standort der Meyer Werft. Im Juni 1974 begannen die ersten Erdarbeiten und im Januar 1975 wurde der erste Gastanker der Serie auf Kiel gelegt. Nun stand dem Bau von noch größeren Schiffen nichts mehr im Wege und man fühlte sich für die Zukunft gerüstet.

Zu dieser Zeit ist Bernard Meyer bereits in die Firma seines Vaters eingestiegen. Beide bildeten ein gutes Team, geprägt von guter Zusammenarbeit und unternehmerischem Weitblick. Die Entwicklung zu technisch aufwendigeren Schiffen setzte sich in einer kaum für möglich gehaltenen Dynamik fort. Die MEYER WERFT baute nun Flüssiggastanker, Fähren, RoRo Carrier und führte auch Reparatur- und Umbauarbeiten durch.

Aus Indonesien erhielt die MEYER WERFT in den 80er Jahren einen der wohl weltweit größten Aufträge zum Bau von Passagierschiffen. Für den Inselstaat sollte eine Serie von Passagierschiffen für regelmäßigen Schiffsverkehr zwischen den Haupthäfen des Inselreichs gebaut werden. Der Einsatz der Schiffe führte zu einer wesentlichen Verbesserung der Infrastruktur Indonesiens. Insgesamt wurden über 30 Schiffe für Indonesien gebaut die bis heute im Liniendienst eingesetzt werden. Das älteste Schiff, die 1983 fertiggestellt KERINCI, hat Platz für über 1.500 Passagiere. Das größte und neueste Schiff, die 2008 fertiggestellte GUNUNG DEMPO, kann neben Passagieren in verschiedenen Klassen auch noch 100 Container befördern.

Das von der Meyer Werft für Indonesien gebaute Passagierschiff Gunung Dempo auf der Ems
Foto: Björn Haß

Neben den Passagierschiffen für Indonesien wurden in den 1980ern auch Fähren für Skandinavien gebaut. Die Schiffe hatten eine Größe von ungefähr 15.000 BRZ. Schiffe in dieser Größe konnten von der Werft problemlos gebaut werden. Die aufklappbare Eisenbahnbrücke in Weener setzte den Schiffbauern aber Grenzen. Die VIKING SALLY, die später als ESTONIA auf tragische Weise in die Geschichte einging, konnte nur mit einer künstlich erzeugten Schräglage durch die Brücke manövriert werden.

Als die Werft 1984 den Auftrag für den Bau eines Kreuzfahrtschiffes, der HOMERIC, verkündete war die Fachwelt überrascht. Mit dem Bau von Fähren und Passagierschiffen hatte der Papenburger Schiffbaubetrieb viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Aber einer erfolgreichen Bewältigung eines solchen Großprojektes in einer Zeit, in der sich die neue Werft noch im Aufbau befand, standen viele Menschen skeptisch gegenüber. Heutzutage kann man sagen, dass die Entscheidung für den Bau von Kreuzfahrtschiffen nur die logische Weiterentwicklung des Passagierschiffbaus war, auf dessen Markt die MEYER WERFT zu einem Spezialisten gehörte.

Das Kreuzfahrtschiff Homeric wurde von der Meyer Werft gebaut
Foto: Karl Haß

Bei dem Bau der HOMERIC wurden der Werft neue Probleme aufgezeigt. Der Bau unter freiem Himmel und der Einfluss des Wetters erschwerten die Fertigstellung des Prestigeobjektes. Nie zuvor wurde ein Schiff mit solchen Ausmaßen quer vom Stapel gelassen. Letztlich konnten alle Probleme gelöst werden und das Schiff konnte im Mai 1986 erfolgreich an die Reederei abgeliefert. Auch die Eisenbahnbrücke in Weener stellte nun kein Problem mehr da. Anstatt die Brücke aufzuklappen wurde einfach die mittlere Brückensektion mit einem Schwimmkran herausgehoben. Nun war die Durchfahrtsbreite wieder ausreichend.

Die Probleme beim Bau der HOMERIC führten aber zu großen Entscheidungen und weiteren Baumaßnahmen und Investitionen am neuen Standort der MEYER WERFT. Man entschied sich für den Bau eines überdachten Baudocks. Auch hier versuchte man bereits die zukünftige Entwicklung im Schiffbau mit zu berücksichtigen. Mit dem Baudock I entstand das zu der Zeit größte überdachte Trockendock der Welt.

Die AIDAluna wird aus dem Baudock der Meyer Werft gezogen
Foto: Björn Haß

In der noch nicht ganz fertiggestellten Halle wurde 1987 die CROWN ODYSSEY auf Kiel gelegt. Es sollte das luxuriöseste Schiff der Welt werden. Anstatt des Stapellaufs wurde nun das Aufschwimmen der CROWN ODYSSEY im Rahmen einer Zeremonie mit 5000 Gästen gefeiert.

Die MEYER WERFT erhielt weitere Aufträge zum Bau von Kreuzfahrtschiffen. Die Reederei CELEBRITY CRUISES vergab den Auftrag für ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff nach Papenburg. Zusätzlich hatte sich die mittlerweile als WESTERDAM fahrende HOMERIC nochmal in ihrer Geburtsstätte angekündigt. Die Reederei HOLLAND AMERICA LINE hatte vor ihr Schiff um 39 Meter zu verlängern. Dazu wurde die HORIZON für CELEBRITY CRUISES aus dem Trockendock an den Ausrüstungspier verholt. Die bereits im Hafen liegende WESTERDAM wurde in das nun frei gewordene Baudock manövriert, dort auseinandergeschnitten und auseinandergezogen. Die vorgefertigte Mittelsektion wurde mit Hilfe des Krans in das Baudock gesetzt. Damit hatte die WESTERDAM nun eine Länge von 243 Metern.

Die Horizon und die Westerdam gemeinsam im Hafen der Meyer Werft
Foto: Karl Haß

Mit diesen erfolgreichen Projekten hatte die Meyer Werft bewiesen, dass sie nicht nur Kreuzfahrtschiffe bauen konnte, sondern damals wie heute Vorreiter in Sachen Zukunftstechnologie ist. Aus diesem Grund ließen weitere Reedereien ihre neuen Kreuzfahrtschiffe auf der Meyer Werft bauen. Es folgten in den 1990er Jahren weitere Aufträge zum Bau von Schiffen für CELEBRITY CRUSIES und P&O. 

Die Fähre Europa im Hafen der Meyer Werft
Foto: Karl Haß

Auch beim Bau von Fährschiffen setzte die Werft weiter Maßstäbe. Die luxuriöse Fähre SILJA EUROPA war bei ihrer Ablieferung die größte Fähre der Welt. Auch dieses Projekt brachte wieder ungeahnte Probleme mit sich. Die EUROPA war ursprünglich für die Reederei „AB SLITE“ in Auftrag gegeben worden. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste „AB SLITE“ Konkurs anmelden. Die MEYER WERFT hatte nun eine luxuriöse Fähre, die für ein ganz spezielles Fahrgebiet vorgesehen war und keinen Käufer. Letztlich gelang es Bernard Meyer das Schiff an „SILJA LINE“ mit einer Kaufoption zunächst zu verchartern. So wurden die Farben des Schiffes von Rot in Weiß-Blau geändert und aus der EUROPA wurde die SILJA EUROPA. Noch heute fährt das Schiff in der Ostsee.

Die Silja Europa in voller Fahrt in den Schären vor Stockholm
Foto: Björn Haß

Mittlerweile arbeiten über 3500 Mitarbeiter auf der Werft in Papenburg. Seit jeher expandiert das Unternehmen um den Anforderungen und Entwicklungen des Kreuzfahrtmarktes zu entsprechen. Im Jahre 2000 wurde unter anderem ein zweites, noch größeres überdachtes Trockendock gebaut. Das Trockendock ist wohl die offensichtlichste Erweiterung der Werft und sorgt dafür, dass das Betriebsgelände kilometerweit zu sehen ist. Weitere Werften schlossen sich zur MEYER Gruppe zusammen. Dazu zählen die drei Werftstandorte in Papenburg, Rostock und im finnischen Turku sowie weitere Tochterunternehmen. Insgesamt arbeiten rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt für die MEYER Gruppe.

Das überdachte Baudock der Meyer Werft mit einem Kreuzfahrtschiff
Foto: Karl Haß

Die NEPTUN Werft in Rostock zählte zu den Marktführern beim Bau von Flusskreuzfahrtschiffen. Es werden dort auch Großkomponenten für Kreuzfahrtschiffe und Gastanker gebaut, die dann zu den jeweiligen Standorten nach Papenburg oder Turku transportiert werden.

Auf der von Dr. Jan Meyer geführten MEYER TURKU Werft werden zurzeit unter anderem die mit LNG-Antrieb ausgerüsteten Schiffe der Helios-Klasse für Costa Crociere und Carnival Cruises gebaut.

Die MEYER WERFT hat sich in den letzten Jahrzehnten einen exzellenten Ruf beim Bau von Kreuzfahrtschiffen erworben und zählt zu den größten und modernsten Werften weltweit. Aus diesem Grund kann das Unternehmen Reedereien aus der ganzen Welt zu seinen Kunden zählen. Die weltweit eingesetzten Schiffe der Werft sind immer wieder Trendsetter und setzen neue innovative Maßstäbe. Im Jubiläumsjahr wird die Werft ihr fünfzigstes Kreuzfahrtschiff abliefern.

Mit dem Bau von LNG-Schiffen bewies die Werft erneut Mut zur Innovation. Während andere Werften und Reedereien bei ihren Neubauten auf den herkömmlichen dieselelektrischen Antrieb setzten, ging die MEYER WERFT gemeinsam mit AIDA CRUISES beim Bau der AIDAnova neue Wege und entschlossen sich für eine neue umweltfreundlichere Antriebsart. Auch hier konnte die Werft wieder wertvolle Erfahrungen sammeln und seine Stellung als Marktführer beim Bau von hochkomplexen Kreuzfahrtschiffen beweisen.

Die aidanova passiert die Dockschleue und startet die emsueberfuehrung
Foto: Björn Haß

Nicht nur in der Fachwelt hat sich die MEYER WERFT einen Namen gemacht. Durch das enorme Wachstum der Kreuzfahrtindustrie gibt es auch immer mehr Kreuzfahrttouristen die sich für die Entstehung der besonderen Schiffe interessieren. Die Werft in Papenburg zieht Touristen aus dem gesamten Bundesgebiet an. Das Ausdocken eines Schiffes oder die Überführung über die Ems locken tausende von „Sehleuten“ nach Papenburg. Rund 250.000 Menschen besuchen jährlich das Besucherzentrum der MEYER WERFT und verschaffen sich so einen Einblick in den modernen Schiffbau.

Die 225-jährige Geschichte des Schiffbauunternehmens Jos. L. Meyer ist geprägt vom Mut ständig neue Wege zu gehen. Bei der Ablieferung des ersten Kreuzfahrtschiffes im Jahre 1986 konnte niemand ahnen welche Dimensionen der Kreuzfahrtschiffbau annehmen sollte und wie ein Kreuzfahrtschiff im Jahre 2020 aussehen wird. Die Herstellung von Kreuzfahrtschiffen mit einer Größe von 180.000 BRZ, großen Glasflächen, Balkonen und neuartigen Antriebsarten war zu dieser Zeit technisch nicht vorstellbar. Genauso unvorstellbar wie die Idee in den 1870er Jahren anstatt eines Holzschiffes nun Schiffe aus Eisen zu bauen.

Ich wünsche dem Team der MEYER WERFT auch bei ihren zukünftigen Entscheidungen so ein gutes Gespür und ein glückliches Händchen wie in der langjährigen Geschichte des Schiffbauunternehmens.

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